Um die Weihnachtszeit herum bestellte ich mir ein edles Öl, um meine Brüste einzuölen und zu ehren. Jeden Morgen, nach dem Duschen – oder auch am Abend vorm Schlafengehen – nahm ich mir die Zeit, meine Brüste einzuölen, mit meiner ganzen Achtsamkeit und Liebe. Es ist ja nicht so, als hätte ich sie beim täglichen Eincremen vergessen, doch es kam plötzlich der Wunsch auf, mich besonders um sie zu kümmern und ich folgte diesem Impuls.

Nachdem ich dies so eins bis zwei Wochen gemacht hatte, fiel mir auf, dass in einer meiner Brüste eine Verhärtung zu spüren ist, die mir vorher nicht aufgefallen war. Da ich schon länger nicht zur Kontrolle war, dachte ich mir: „Kann ja nicht schaden“ und so ging ich zur Ärztin. Es war der 11. Januar 2022. In der Erwartung, dass mir die Ärztin sagt, dass es sich nur um eine harmlose Drüsenschwellung handelt, die sich von selbst wieder erledigt und ich mir schon überlegte, wie ich mich für das „Dazwischenschieben“ im vollen Terminplan entschuldige, fiel der alles verändernde Satz: „Frau Wollmann, ich muss ihnen sagen, sie haben Brustkrebs!“

Leere in meinem Kopf…..

Ich nahm wahr, wie sich die Energie der Ärztin veränderte, Mitgefühl war spürbar – oder war es Mitleid? – ich spürte, hier passiert etwas, was ich nicht greifen kann.

Traurigkeit füllte mich aus, Tränen liefen.

Ich hatte keine Fragen. Ich hörte, dass als nächster Schritt ein Radiologie-Termin mit erneuten Untersuchungen (Mammographie, Ultraschall und Biopsie) folgt, um entscheiden zu können, wie der Krebs am besten bekämpft werden kann.

Auf die Frage, ob ich krankgeschrieben werden will, antwortete ich: „Nein, das geht nicht. Ich bin mitten im Jahresabschluss.“ (zur Erklärung, ich bin Bilanzbuchhalterin)

Ich ging wie betäubt noch im Bioladen einkaufen und fuhr dann nach Hause, um meinem Partner die Diagnose zu übermitteln. Wir hielten uns in den Armen und plötzlich war sie da – die Angst, jetzt schon zu Sterben. Ich hatte doch gerade erst Silvester gefeiert und mir eine neue Collage für das Jahr 2022 erstellt und jetzt wusste ich nicht mehr, ob ich dieses 2022 überhaupt erlebe. Interessanterweise stehen auf meiner Collage Worte wie: „Mut, Wunder, Magie, Versöhnung mit den Schatten, Kraftquelle Natur, Alles was gehen soll, darf gehen, alles was kommen soll, darf kommen, …“

Das Schlimmste, was mir dann noch bevorstand an diesem Abend, war das Telefonat mit meinem Sohn. Ihm ebenfalls den Boden unter den Füßen wegzuziehen, seinen Schmerz zu fühlen und ihm nicht helfen zu können. Jede Mutter wird mich verstehen.

Nach der Angst und der Traurigkeit kam plötzlich eine Ruhe über mich. Ich weiß, dass das Leben immer für mich ist – nicht gegen mich. Und ich fragte mich, was möchte das Leben mir sagen?

Die letzten Monate, ehrlicherweise sind es schon die letzten 2 Jahre, fühle ich mich in meinem Job eingesperrt und wie in einem Hamsterrad gefangen, aus dem ich nicht rauskomme. Es gibt immer mehr zu tun, die Termine bleiben gleich, also arbeitet man im Akkord, schneller und schneller. Und nach dem Abschluss ist vor dem Abschluss. Ich bin gut in meinem Beruf und ich mache das seit über 40 Jahren, mit Engagement und auch meistens mit Freude. Ich war bisher erfolgreich und konnte meine Familie gut ernähren. Ich bin dankbar für diese Zeit/diese Arbeit und doch ignorierte ich in den letzten Jahren die Stimme, die mir sagt: „Es reicht.“

Also war mein erster Schritt die Krankmeldung anzunehmen, mich in der Firma von den Kolleg*innen und der Chefin zu verabschieden, meine Arbeiten zu übergeben und mich da rauszunehmen. Das war kein einfacher Schritt. Auf der einen Seite die Tränen der Menschen, die schon so lange mit mir arbeiten und auf der anderen Seite die Erkenntnis, es geht auch ohne mich (nicht, dass ich das nicht wüsste).

Als ich an diesem Tag nach Hause kam, fühlte ich mich frei. Unglaublich! Ich hatte Krebs und fühlte mich frei.

In den nächsten Tagen informierte ich mir liebe Menschen, nahm Arztbesuche war, welche die Diagnose bestätigten, und fragte mich: „Wie kann ich heilen?“

Ich wollte den Krebs verstehen, weshalb er da ist, was seine Botschaft für mich ist. Also buchte ich mir eine Stunde bei Rita Martin, einer wunderbaren Transformationstherapeutin, bei der ich 2015 meinen Transformationsprozess durchlebte. Ich bin ja ebenfalls ausgebildete Transformationstherapeutin nach Robert Betz, jedoch wollte ich mich nicht selbst therapieren – fallenlassen und gleichzeitig den Raum halten – das wollte ich nicht. Also ließ ich mich von Rita führen an einen Ort, an dem ich dem Krebs begegnen konnte. SAM ist sein Name und er bestätigte mir, dass er gekommen ist, um mir aus diesem Hamsterrad herauszuhelfen. Er sagte mir, dass ein gebrochenes Bein nicht genügt hätte, da ich damit weitergearbeitet hätte und er hat Recht. Jetzt habe ich eine Pause, die ich nutzen kann, herauszufinden, wie ich leben möchte.

Rita fragte mich, ob ich gerne lebe – ob ich leben will. Meine Antwort war spontan ein klares Ja aber mir fiel es wie Schuppen von den Augen, dass ich im letzten Jahr immer wieder laut ausgesprochen habe, dass ich so nicht mehr leben will. Ich meinte natürlich, dass ich nicht länger so arbeiten möchte, ich sagte aber leben statt arbeiten.

Unsere Gedanken und Worte haben eine unglaubliche Kraft, ich darf besser darauf achten, was ich denke und spreche. Es berührt mich zutiefst, wie machtvoll wir sind. Was ist alles möglich, wenn wir unsere Gedanken und Worte für unsere Werte einsetzen, für unsere Sehnsüchte, unsere Visionen? Ich freue mich jetzt schon darauf, es herauszufinden.

Zurück zu SAM, seine weitere Botschaft für mich betrifft die Aufgabe der Brüste.

Brüste sind da, um zu nähren. Biologisch gesehen nähren sie natürlich unsere Kinder, im übertragenen Sinne uns selbst, unsere Nächsten und die Welt.

Ich habe in meinem Leben viele Menschen genährt, war für andere da, auch über meine Grenzen hinweg. Es dauert sehr lang, bis ich nein sage, Grenzen ziehe. Hier erhielt ich die klare Botschaft, mich selbst besser zu nähren. Wenn ich genährt bin, kann ich so viel besser geben/dienen, dann ist es im Gleichgewicht, dann fließt Energie nicht von mir weg zu anderen sondern von der Quelle durch mich hindurch.

Ich liebe mein Wirken als Coach. Ich diene gerne. Um wieviel freier, leichter und lebendiger wird es fließen, wenn ich besser genährt bin?

 

Ich erkenne, dass SAM nicht mein Feind ist. Er ist ein Begleiter, der letztendlich von mir geschaffen wurde, um mir zu helfen, neue Wege zu gehen.

Ich bin schon heute dankbar. Ich weiß jetzt anders als vorher, dass es nicht selbstverständlich ist, aufzuwachen und einen neuen Tag geschenkt zu bekommen. Vom Kopf weiß ich das schon immer – wir alle wissen, dass wir eines Tages sterben. „Eines Tages“ ist ja noch so weit weg. Glauben wir, glaubte ich. Und dann kam SAM. Plötzlich könnte „eines Tages“ schon bald sein. Es ist im Raum. Man versteht – ICH verstehe.

Ich genieße morgens mein Yoga, den Kaffee im Bett, Gemeinschaft mit lieben Menschen, reden, lachen, spielen, spazieren gehen, tanzen, einfach sein! Ich verstehe, dass wir nur dieses „Jetzt“ haben. Dieses „Jetzt“ ist genug. Ich will es leben, dieses „Jetzt“. Und ich will bereit sein, wenn „eines Tages“ kommt, dankbar für die vielen „Jetzt“, die ich hatte.

Zur Vorbereitung auf die Operation, die Morgen, am 04.02.2022 stattfinden wird, war ich am Wochenende nochmal mit einer lieben Freundin zu einem „Frauen-Freude-Wochenende“ in der Eifel bei Sabrina Gosselck-White und Rüdiger Gosselck. Bei Rüdiger hatte ich 2019 meine Ausbildung zum Transformations-Coach nach Robert Betz durchlaufen und ich wusste, dieses Wochenende wird meine Schwingung erhöhen.

Wir Frauen verbrachten zwei nährende Tage mit Readings, Meditationen, Karten ziehen, uns mit der Natur und uns zu verbinden, lachen, tanzen, lecker essen und visionieren. Es war so zauberschön.

Mit Rüdiger verbrachte ich eine Stunde, die der Heilung gewidmet war. Was da geschah, kann ich kaum in Worte fassen. Rüdiger half mir, mich für den heiligen Raum zu öffnen, die Quelle, das höhere Selbst, Gott, wie auch immer du es bezeichnen möchtest und dann floss Energie, Licht und Liebe. Alles was ich tun musste, war, der Energie die Erlaubnis zu geben, mich zu durchfluten. Ich, die so gerne gibt, ging in die Annahme und es war unbeschreiblich schön. Im Hintergrund spielte Musik und ich konnte die Töne der Musik in meinem Körper spüren. Ich konnte fühlen, wie Energie meinen Körper durchdringt, wie es durch mich hindurchfließt. Ich hatte fast das Gefühl, mich aufzulösen.

Wir alle haben diesen heiligen Raum in uns. Wenn wir in die Stille gehen und Gott/dem Höheren die Erlaubnis geben, diesen unseren Raum zu betreten, geschieht Heilung. Probiert das unbedingt aus.

Ich verstehe, dass SAM nötig war, damit ich nochmal mehr verstehe, damit ich wachse, weitergehe.

Ich kann soviel besser dienen, wenn ich diesen Raum öffnen und halten kann.

Danke SAM, ich segne dich und gebe dich frei.

 

Fortsetzung folgt…